Wie alles begann und warum.

Die Idee zu den BrückenKöpfen existiert bereits seit über zwei Jahren und war auch zunächst eher etwas für den Hinterkopf, für eine Perspektive in einigen Jahren. Diese Zeit war für uns extrem wertvoll, denn die Idee wollte geprüft werden, wollte weiterentwickelt werden und wollte wachsen – frei von jedem äußeren Druck. Dazu gehörte auch die Auswahl eines geeigneten Gründerteams, das im Fall der BrückenKöpfe eine ganz besondere Rolle spielt. Denn unsere Gesellschafter sind keine klassischen Investoren oder Beiräte, sondern ein Team von Freunden, langjährigen Wegbegleitern und, so komisch es klingen mag, gleichdenkenden Querdenkern. Dazu jedoch später mehr. Ideen entstehen in der Regel aus der Beobachtung eines Zustandes, dem Erfahren von Grenzen und Widerständen und dem wachsenden Wunsch, dies verändern zu wollen. Dazu muss man wissen, dass Jürgen und ich uns seit unserem Kennenlernen Anfang 2007 regelmäßig, ca. alle zwei Monate, zu einem Art Managementgespräch getroffen haben. Bei einem guten Essen und einem Glas Rotwein hörten wir uns gegenseitig die Themen an, die uns aktuell in unseren jeweiligen Positionen und Unternehmen beschäftigten. Dabei kamen wir nicht nur einmal zu der Erkenntnis, dass es im Gesundheitswesen zwar sehr viele gute Ideen und Initiativen gibt – dies jedoch längst nicht gleichbedeutend mit einer erfolgreichen Realisierung ist. Meistens, so stellten wir fest, ersticken auch sehr gute Ideen an der Komplexität des Gesundheitswesens und/oder ihren Akteuren. Zumindest war dies unsere abstrakte Schlussfolgerung. Jeder einzelne Fall schien seine ganz eigenen „toten Winkel“ selbst zu generieren und es wirkte fast so, dass je besser eine Idee war, desto mehr „tote Winkel“ brachte diese mit sich. Das Gesundheitswesen in Deutschland ist ein gigantisches Konstrukt. Unzählige Interessen, unübersichtlich Zusammenhänge, komplizierte Prozesse und Verfahren und – zumindest für Außenstehende – unverständliche Zusammenhänge, führen zu einem Labyrinth, in dem viele kaum noch einen Weg zum Ziel finden. So kam es, dass wir uns am Ende unserer regelmäßigen Treffen meist auch damit beschäftigten, welche Rolle wir persönlich in einem derartigen System zukünftig spielen wollen. Was ist ein nächster Schritt auf der Karriereleiter? Was ist die geeignete Messgröße für einen solchen Schritt? Bereits diese Frage ist komplizierter als man denkt, denn wenn man, wie Jürgen über 24 Mio. Versicherte „betreut“, die jeden Tag Leistungen im Wert von rund 200 Mio. Euro in Anspruch nehmen, dann bleiben nur ganz wenige Stufen übrig und diese befinden sich in der Regel auf einer anderen Leiter. Oder bemisst man das persönliche Weiterkommen eher an der Anzahl der Mitarbeiter, an der Höhe des Einkommens oder an der Anzahl und Länge der Titel?

Wie so oft, kamen wir auch hier zu einem „erschrecken“ ähnlichen Fazit. Es geht nicht um die Höhe der Leiter, sondern es geht um die Freiheit des Handelns. Als Niederländer stellt sich mir dabei spontan eine komische Frage, ist der Begriff „rücksichtslos“ nicht irgendwie positiv zu verstehen? Jedenfalls keimte so der Gedanke in uns auf, mit einem sehr kleinen Team, den so vielfältigen richtigen Ideen im Gesundheitswesen zum Erfolg zu verhelfen. Bleibt man beim Bild der „toten Winkel“, so war die Grundidee zu den BrückenKöpfen, ein intelligenter Rückspiegel fürs Gesundheitssystem zu werden – so wie er heute schon fast zur jeder Grundausstattung eines Fahrzeugs gehört. Die Idee blieb dann lange irgendwo im Hinterkopf, aber im Verlauf des letzten Jahres kamen wir immer wieder darauf zurück. Und mit jedem Gespräch wurde die Idee wieder etwas konkreter.

Erste Gehversuche

An einem langen Sommerabend, teilten wir die Idee erstmalig mit einem Freund. Mit so einer spontanen Begeisterung hatten wir gar nicht gerechnet, ja sie erschreckte uns sogar ein wenig. Spontan beschlossen wir, dieses „Experiment“ zu wiederholen und kontaktierten einen weiteren langjährigen Freund: Oliver Hagedorn. Oliver ist einer der erfolgreichsten Vermögensberater Europas. Und wie Banker und Vermögensverwalter eben so sind, erwarteten wir, dass er unsere Idee kühl, rational und mit einer rasanten Geschwindigkeit – ähnlich der, wie wir sie vorher bei der Begeisterung erfahren haben, nur umgekehrt – auseinandernehmen würde. Doch nach einem etwas förmlichen Gesprächseinstieg – Jürgen und Oliver kannten sich vorher noch nicht – wechselte Oliver bereits nach 10 Minuten von dem beratend „Ihr solltet“, zu einem engagierten/entflammten „wir könnten“. Auch in diesem Gespräch hatten wir mit unserer Idee direkt ins Schwarze getroffen. Dieses Gespräch war für uns „Ideen-Väter“ in gewisser Art und Weise aber auch ernüchternd, denn erstmals wurde uns bewusst: Wir spinnen nicht! Wir könnten die Idee wirklich realisieren.

Und so änderte sich unsere Sicht vollständig. Bis hierhin war es einfach, den Ideenrohling wieder zurück in den Hintergrund zu schieben. Das Ganze unter dem Gedanken „Zwei Jungs, die mal ein wenig spinnen und träumen“ abzuhaken. Nach dem Motto: Morgen wird man wieder wach und es war wie ein Traum, den man schon beim Aufstehen wieder vergessen hat.

Nein, plötzlich war es eine reale Option. Und von da an hieß es: Irgendwann machen wir das! Ganz egal, Hauptsache wir bleiben dran. Die Arbeit wurde von da an kontinuierlich konkreter. Und die Anwendungsbeispiele auch, denn ab jetzt wurde jede Idee, die uns zu Ohren kam, auch auf unser theoretisches Modell hin getestet. Wir wussten ja schon, wonach wir suchten: „tote Winkel“. Und es gibt so viele davon. Habt ihr mal darüber nachgedacht wie viele tote Winkel es allein schon bei einem PKW gibt. Dann stellt euch mal vor, wie viele tote Winkel wir im deutschen Gesundheitssystem entdeckten und noch immer entdecken. Und nun? Wir hatten eine Idee, wir hatten den erste potentielle Partner und es gab einen enormen Bedarf und … wir hatten alle schon bisher einen anspruchsvollen und durchaus spannenden Job in anderen Funktionen.

Der Wendepunkt: Sommer 2015

Im Sommer 2015 hatte ich ein Meeting mit Jürgen zum Deutschen Pflegetag und wir trafen uns am Abend mit einige Mitglieder des Deutschen Pflegerates und einem potentiellen Sponsor. Jürgen fragte im Laufe des Abends, ob ich morgen oder übermorgen spontan Zeit hätte, für ein vertrauliches Gespräch – am Besten nicht zum Essen, und auch ohne Wein!

Wir trafen uns am darauffolgenden Tag und wir hatten wahrscheinlich eines unserer besten Gespräche bis dahin. Jeder Leser wird verstehen, dass die Inhalte dieses Gesprächs vertraulich bleiben. Nur soviel: Knapp eine Woche später rief Jürgen mich gegen Mittag an und erzählte mir,
dass er ab sofort BrückenKopf werde! Er hatte sein Amt als Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes niedergelegt.

Ich kann mich gut erinnern, dass ich unsicher und manchmal etwas skeptisch war, denn wie zu erwarten, blieben nach Bekanntwerden des Rücktritts von Jürgen die neuen, hochkarätigen Jobangebote nicht aus. Würde Jürgen denn an der Idee festhalten? Und nach jedem Angebot rief Jürgen mich an, informierte mich und teilte mir immer wieder mit, BrückenKöpfe schlägt Angebot.

Diese Telefonate machten mich wahnsinnig stolz, sie erhöhten aber gleichzeitig auch den Druck, denn ursprünglich wollten wir ja zu einem viel späteren Zeitpunkt und gemeinsam loslegen. Als dann binnen weniger Wochen auch die ersten realen Mandanten-Anfragen für unsere noch theoretische Firma an uns herangetragen wurden, war klar: Wir müssen jetzt einen Weg finden, wie wir jetzt schon starten und die Grundpfeiler der Brückenköpfe legen können – notfalls zunächst nur mit Jürgen in der aktiven Rollen, dafür ich und andere relevante Mitstreiter als Gesellschafter und Sparringspartner.

Aber sicherlich können Sie sich vorstellen, wie wenig diese Rolle des externen Betrachters  meinem (holländischen) Naturell entspricht, können sich selbst die Menschen denken, dich mich bisher nur ein oder wenige Male getroffen haben.

Vom Querdenker zum BrückenKopf!

 Wir hatten schon länger über Aufnahme weiterer Mitgesellschafter diskutiert und haben überlegt, wie diese potentiellen Mitgesellschafter sein müssten und wer unserer Idee auch als Person entspricht. Oliver (Hagedorn; siehe Blogbeitrag) war ja irgendwie schon an Bord und somit hatten wir bereits einen hervorragenden Finanzexperten im Boot. Zudem ist Oliver ein geborener Unternehmer, der die Risiken sorgfältig abwägt, aber nicht scheut. Oliver hat schon so einige Firmen (mit)gegründet, investiert in nachhaltige Kakao-Plantagen, ist Gründungsmitglied der Sustainability Intelligence und lacht manchmal insgeheim über den inflationären Begriff „Family-Office“. Er passte also als Mitgesellschafter hervorragend in unser Suchprofil.

Anfang 2015 hatte Jürgen auf meine Empfehlung hin Max Broglie erstmals getroffen. Max und ich kennen uns seit meiner ersten Stunde bei Springer Nature (früher Springer Science & Business Media). Denn als Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin (DGIM) war er einer meiner wichtigsten Geschäftspartner in dieser Zeit. Max ist inzwischen ein echter, väterlicher Freund und wir schätzen uns sehr, auch aufgrund unserer entwickelten Arbeitsweise. Denn genauso wie Max, empfinde ich mich als Pragmatiker, der kurze, klare Absprachen liebt, die dann einfach umgesetzt werden.

Jürgen und Max trafen sich unter anderem auch deswegen, weil die DGIM, beziehungsweise der damalige Vorsitzende und amtierende Kongresspräsident, Professor Hallek, die Initiative „Choosing wisely“ initiieren wollte. Und in einem früheren Abendessen empfahl ich, die frühzeitige Einbindung der AOK. Es war ein klassischer BrückenKopf-Fall: Hervorragende Initiative, alleine ohne weitere Player aber kaum erfolgreich zu realisieren. Jürgen und Max verstanden sich auf Anhieb und so war schnell klar, wem wir die Position des Juristen für die Brückenköpfe anbieten wollten. Max war sofort dabei und somit hatten wir also neben dem Bereich Finanzen auch die rechtliche Seite schon einmal besetzt.

Dr. med. Eckart von Hirschhausen war virtuell eigentlich schon zwei Jahre Gesellschafter, denn Jürgen, Eckart und ich haben uns über die letzten Jahre über verschiedenste Projekte kennen und schätzen gelernt. Wer Eckart ein wenig näher kennt, merkt schnell, dass Eckart weiterhin durch und durch Arzt geblieben ist – trotz seiner medialen Laufbahn und Erfolgsgeschichte. Dabei unterscheide ich persönlich gerne zwischen Mediziner und Arzt, denn ein Mediziner ist für mich jemand, der erfolgreich sein Medizinstudium absolviert hat, mehr nicht. Arzt hingegen kann man nicht werden und kann man nicht lernen. Das ist eine besondere DNA, die hat man oder man bleibt halt Mediziner!

Eckart ist unendlich engagiert, wenn es um die nachhaltige Verbesserung des Gesundheitswesens geht. Das Pensum, was Eckart leistet, ist unvorstellbar. Er ist ein geborener BrückenKopf und insbesondere Jürgen hat mit Eckart schon viele Projekte diskutiert und unterstützt. Klar, dass auch Eckart sofort dabei war.

Weltmeisterlichen Gesellschafter-Zuwachs

Wie ein Sechser im Lotto – das sechste und letzte Mitglied unseres Gesellschafterkreises ist gefunden!

Eigentlich hatten wir keine Anzahl von Gesellschafter definiert und eigentlich waren wir auch nicht mehr aktiv auf der Suche nach weiteren BrückenKöpfen. Wir fühlten uns mit unseren gewonnenen Mit-Denkern äußerst wohl. Eigentlich!

Denn manchmal  – und das hatten wir 2015 bereits mehrmals erleben dürfen – meint es das Schicksal anders.

Jürgen hatte Philipp Lahm drei Jahre vor Gründung der BrückenKöpfe erstmals getroffen, als es darum ihn als Partner der Kampagne „Gesunde Kinder – Gesunde Zukunft“ für die AOK zu gewinnen und aus diesem Projekt hat sich inzwischen ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt.

Doch das alleine hätte uns nie dazu veranlasst, darüber nachzudenken, Philipp Lahm die Rolle eines BrückenKopfes anzutragen. Und an dieser Stelle kam der bereits erwähnte Zufall oder das Schicksal ins Spiel. Denn während wir in einem Meeting gemeinsam darüber diskutierten, ob und wer den Gesellschafterkreis noch erweitern könnte, rief Philipps Manager Roman Grill bei Jürgen an. Dieser bat um einen Rat zu einer möglichen Beteiligung von Philipp an einem Startup im Gesundheitswesen. Auf Jürgens manchmal sehr spontane, wohl friesische Art, endete das Gespräch dann mit einer möglichen Gesellschafterrolle bei den BrückenKöpfen.

Philipp ist mit seiner Philipp Lahm Stiftung enorm engagiert in Sachen gesunde Kindheit und so war schnell klar, wir starten nicht mit fünf, sondern von Anfang an mit sechs Gesellschaftern.

Der Rest ist fast schon Geschichte: Am 15. Dezember haben wir die Gesellschafterverträge unterschrieben, am 1. Januar 2016 sind wir operativ gestartet und zum 1. Februar sind wir nun in unsere ersten Geschäftsräume in der Mohrenstraße 34, in Berlin* eingezogen.

Ach so, ich – Harm – habe am 13. Oktober 2015 meinen Vertrag bei der Schlüterschen aufgelöst, denn die BrückenKöpfe machen keine halben Sachen!

 

*Auch diese Adresse scheint für uns gemacht: Hier hat Günther Schabowski auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989 mit den Worten „… das ist sofort und unverzüglich“ die Ausreisemöglichkeit der DDR-Bürger in den Westen angekündigt und damit faktisch die Öffnung der Mauer verkündet!